Mein einigermaßen gutes Mikrofon mit der restlichen Kette an Geräten die danach kommt gegeben, klingt das Signal das jetzt auf meiner Platte liegt schonmal recht gut – allerdings ist es trotzdem noch nicht fertig. Es folgt als erstes eine Rauschentfernung um das letzte Hintergrundrauschen aus den Aufnahmen zu tilgen. In Stefans Aufnahmen ist oftmals ein leiser Pieps-/Pfeifton zu hören der wohl von seiner Soundkarte stammt, Martins Aufnahmen rauschen ein bißchen und auf meinen Aufnahmen ist meist mein eigener PC im Hintergrund leise rauschend zu hören. Heutige Audiosoftware kann hier sehr gut gegensteuern, man gibt Ihr einen Abschnitt des Audiofiles in dem nicht gesprochen wird (wo also wirklich nur das pure Rauschen zu hören ist) zur Analyse. Hierbei wird das Rauschprofil sozusagen identifiziert (an Frequenzgang und Pegel und so weiter) und im Nachhinein kann die Software dann dieses Rauschprofil von der gesamten Aufnahme abziehen. Der Filter ist in der Stärke einstellbar und führt, wenn man es nicht übertreibt, zu sehr brauchbaren Ergebnissen.
Nachdem alle 3 Spuren normalisiert (Normalisierung bedeutet das alle Spuren derart in der Lautstärke verstärkt werden das Ihr jeweils lautester Ton einen vorher festgelegten Wert (normalerweise 0db) hat) wurden folgt als nächster Schritt eine sanfte Dynamikkompression – dieses Thema hier in aller Tiefe zu behandeln würde jeglichen Rahmen dieser ohnehin schon extrem langen Artikelserie sprengen. Nach einigen Experimenten bin ich zu einer Einstellung gekommen die ganz gut funktioniert ohne übertrieben zu klingen. Hier muss wohl jeder selbst ein bißchen experimentieren. Es gilt die Stimmen schön satt und kräftig zu bekommen ohne es völlig zu übertreiben. Außerdem ziele ich hier auf eine gute Verständlichkeit. Unsere Hörer hören den Podcast oftmals mit kleinen Ohrstecker-Kopfhörern die nicht sehr gut von den Außengeräuschen (U-Bahn, Bus, Straßenlärm) trennen. Eine gleichmäßige Lautheit aller Sprecher ist also das oberste Ziel dieser Anpassungen, sodass der Podcast auch unterwegs gut gehört werden kann (sowas hat mich oft genug bei anderen Podcasts aufgeregt).
Der dritte Schritt ist der Equalizer, einige Frequenzen werden leicht angehoben – nix übertriebenes nur ein bißchen mehr Präsenz.
Nun wird noch ein leichter Raumhall hinzugefügt. Das ist eine Sache die wir nicht seit unserer ersten Folge machen. Der Tipp eines befreundeten Toningeneur gab mir hier den Anstoß. Fügt man den Stimmen die gleiche Art Hall hinzu und sorgt vorher bei der Aufnahme für einen möglichst trockenen Klang dann gelingt es eher, beim Hörer, den Eindruck zu erwecken das wir wirklich alle 3 in einem Raum sind und uns normal unterhalten. Außerdem hören sich Stimmen mit Hall angenehmer, weil wohl natürlicher, an.
Nach der Dynamikkompression und dem Halleffekt hat das Signal meist ordentlich an Pegel verloren (bei der Kompression wird noch nicht normalisiert), dieser Effekt wird im letzten Schritt der Bearbeitung ausgeglichen: Der Normalisierung. Die gesamte Datei wird auf 0db normalisiert damit alle 3 Spuren in etwa gleich laut sind. Nun ist die Bearbeitung der einzelnen Spuren (jede einzelne Spur erhält die eben beschriebene Behandlung separat, z.B. weil die Rauschentfernung für jede Datei separat abgestimmt werden muss) abgeschlossen. Wir haben jetzt 3 wohlklingende Spuren mit jeweils einer Stimme, diese müssen nun zusammengefügt werden – es braucht also den Schnitt.
Hierfür verwendet man jetzt also ein Audioprogramm das den Mehrspurschnitt beherrscht, z.B. wieder Audacity oder auch GarageBand, Audition oder ähnliches. Jeder der 3 Sprachdateien wird auf eine eigene Spur gelegt und auf eine vierte Spur kommen dann so Sachen wir unsere Intromusik oder Audiokommentare oder ähnliches. Diese Spuren müssen jetzt auf der Timeline irgendwie zueinander angeordnet werden, ich muss sie irgendwie wieder so synchron bekommen wie sie bei der Aufzeichnung liefen.
Aus der Erfahrung heraus hat sich gezeigt, dass sich dafür am ehesten die Lücken in der Begrüßung eignen. Gegen Ende der Begrüßung (gesprochen auf Stefans Spur) sagen Martin und ich jeweils einmal “Hallo” auf unseren Spuren. Zu diesem Hallo findet sich in der Wave-Form auf Stefans Spur je eine Lücke. Anhand dieser Zuordnung lassen sich die Spuren hinreichend synchron kriegen. Nach ein-/zweimal Testhören weiter vorn und weiter hinten hat man in der Regel das Optimum gefunden. Jetzt wird der gesamte so auf der Timeline wieder vollständig entstandene Podcast einmal durchgehört. Dabei werden eine Menge kleinerer Korrekturschnitte vorgenommen. Im wesentlichen wird nicht wirklich geschnitten (im Inhalt verändernden Sinne) sondern korrigiert. Aber natürlich fliegen hierbei versaute Takes raus (die dann ja mit schöner Regelmäßigkeit in den Outtakes am Ende der jeweiligen Folge wieder auftauchen) oder ich entzerre Stellen an denen wir alle durcheinander reden. Auch entferne ich viele kleine Lücken in denen Stille herrscht. Soetwas entsteht weil Skype eine gewissen Latenz mit sich bringt, die später beim zuhören recht unnatürlich klingen würde. Manchmal gehen wir auch während der Aufnahme in einen Off-Record-Modus, das heißt wir stimmen kurz ab wie die Aufnahme weitergeht ohne das diese Absprache zum Senden bestimmt wäre. Solche Teile werden hier ebenfalls rausgeschnitten.
Die entfernten Teile werden, sofern sie noch ein gewisses Outtakepotential besitzen, erstmal nicht wirklich gelöscht. Sie werden z.B. auf einer fünften, auf Stumm geschalteten Spur, gesammelt und später ans Ende der Timelime verschoben. Hier kann ich diese Teile nocheinmal anhören und entscheiden welche davon als Outtakes in die Folge kommen und welche stattdessen wirklich gelöscht werden.
Nachdem der Schnitt fertig ist muss der Podcast nur noch exportiert und fürs Web vorbereitet und natürlich schlußendlich veröffentlicht werden. Dazu mehr in der dritten und dann letzten Folge dieser Serie.
Teil 1: Equipment und Konferenztechnik
Teil 2: Aufnahme und Nachbearbeitung
Teil 3: Vorbereitungen fürs Web und Veröffentlichung