8 Minuten zum Lesen

Mein Podcastsetup ist endlich fertig – fertig im Sinne von: “Ich bin zufrieden“. Daher nutze ich jetzt den freudigen Moment und stell euch einmal dar wie der Sneakpod aufgenommen wird, welche Technik und Nachbearbeitungsschritte dahinterstecken und wie der Podcast online kommt. Nachdem der Sneakpodcast, den ich mit Stefan Giesbert, Martin Narajek und neuerdings auch fast immer Christoph Perner gemeinsam aufnehme, von einem kleinen Experiment zu einem ordentlichen Podcast (mit mehr als 10 Stunden Inhalt in über 40 Folgen) geworden ist, wird es auch langsam Zeit für ein ausführliches Making of.

Mein kleiner Aufsatz hier (der übrigens etwas länger werden wird, also Zeit nehmen bitte) wird sich in 3 Bereiche gliedern. Dies hier ist der erste Teil, die anderen beiden werden dann in der nächsten Zeit hier im Blog (Rubrik Tech, wie dieser Teil hier auch) erscheinen. Die Technik die zum Aufzeichnen nötig ist wird in diesem Teil das Thema sein, die Software und das was am PC mit der Aufnahme danach gemacht wird in Teil 2 besprochen. Zuletzt die Veröffentlichung einer Podcast-Episode in den Tubes (jaja, der Ted!) in Teil 3 das Thema sein. Zu jedem einzelnen Bereich dürft Ihr (wie immer) gerne Kommentare, Fragen und/oder Anregungen loswerden. Einfach unter dem Beitrag einen Kommentar schreiben – auch würde ich gern von anderen Podcastern hören was Ihr anders macht, was Ihr vielleicht ändern wollt, wie euer Equipment und Workflow aussieht.

Das technische Zeug

Aufbau

Der Sneakpodcast findet ja, wie alle wissen® jede Woche auf unserem Sneakpodsofa statt. Leider ist dieses Sofa meist ein rein virtuelles. Meistenteils ist unser Podcast über Skype™ aufgenommen. Wir nehmen also eine Konferenzschaltung über Skype auf (dazu später mehr). Im wesentlichen sitzt also jeder bei sich zu Hause an einem PC mit einem Mikrofon oder Headset und zeichnet auf. Doch wie genau, das folgt hier:

Geräte im Einzelnen

Die allermeisten Fragen beim Aufnehmen von Podcasts drehen sich erfahrungsgemäß um die Technik. Wie nehmt Ihr das auf? Was für Mikros oder Aufnahmegeräte, welche Audiodevices und so weiter. Daher werd ich mein Setup hier jetzt mal im einzelnen darlegen. Die Betonung hierbei liegt auf mein Setup. Stefan und Martin haben jeweils andere Aufbauten und auch wenn ich vielleicht im Einzelnen auf die andere Seite eingehe, dreht sich diese Artikelserie um das was sich aufnahme- und bearbeitungsseitig bei mir abspielt.

Mikrofon

Die wichtigste Komponente der gesamten Aufnahmekette ist und bleibt natürlich das Mikrofon. Hier ranken sich ja hunderte von Mythen und man kann hier von etwa 5 Euro bis hin zu einigen tausend Euro so viel Geld ausgeben wie man möchte. Unter Podcastern gibt es ja zwei Strömungen die einen schwören auf Ihre Großmembran-Kondensatormikrofone und die anderen meinen das man mit einem nur hinreichend guten dynamischen Mikrofon schon ausreichend gut bedient ist. Seltener hört man Empfehlungen für Kleinmembrankondensatormikrofone. Was ich bislang noch nie gehört habe ist, dass ein Podcaster mal den Weg der alten US-Radiosprecher eingeschlagen hätte und seinen Podcast mit einem Bändchenmikrofon aufzeichnet.

Ich hab mich nach einigen Überlegungen und dem Probehören von so vielen Klangbeispielen wie möglich, für den Erwerb eines Großmembrankondensatormikrofons entschieden und hab’s nicht bereut. Ein t-bone SC400 ist es geworden. Dieses Mikrofon ist zum einen (und das ist bei der Entscheidung einer der wichtigsten Faktoren gewesen) sehr preisgünstig und zum anderen ein sehr solides Mikrofon für die Abnahme von Sprache. Beim Preis sollte man wirklich überlegen was einem dieses Hobby wert ist. Podcasten ist (wie gern ich das auch mache) ein Hobby und ich bin nicht bereit dutzende hundert Euro dafür auszugeben. Das SC400 trifft genau meine Preiskategorie, auch wenn ich natürlich vielleicht auch lieber Røde oder Neumann gekauft hätte :-)

SC400 mit Popschutz, Kopfhörer und Mixer
SC400 mit Popschutz, Kopfhörer und Mixer

Die Entscheidung für ein Kondensatormikrofon bringt natürlich einige Konsequenzen mit sich: z.B. brauche ich ein Stativ um das Ding in seiner kleinen Spinne richtig aufzustellen und zum anderen benötigt ein solches Mikrofon eine sogenannte 48V Phantomspeisung. Diese Mikrofone basieren ja (wie Ihr Name schon sagt) auf einem Kondensator dessen Kapazitätsschwankungen (ausgelöst durch den eintreffenden Schall) zur Klang Signalerzeugung (Danke an Thingfulneeds für den Hinweis in den Kommentaren) genutzt werden – dieser Kondensator jedoch benötigt zum Funktionieren eine Spannungsquelle – eben jene Phantomspeisung.

Ein solches Mikrofon kann also nicht mehr an eine handelsübliche Soundkarte mit einem normalen 3,5mm Klinkenstecker angeschlossen werden, sondern benötigt einen Mikrofonvorverstärker der diese Phantomspeisung (typischerweise auf einem XLR-Anschluß) bereitstellen kann. Mikrofonvorverstärker gibts als eigenständige Geräte (von 40 Euro bis oben offen) oder eingebaut z.B. in Mischpulte. Vorverstärker sind auch gleich das nächste Thema das unter Audiogeeks zum heiligen Krieg taugen würde. Aber soweit wollte ich nicht gehen, da ich aus anderen Gründen ohnehin ein Mischpult brauchen würde, hab ich mich fürs Erste mit dem dort integrierten Mikrofonvorverstärker zufriedengegeben und kann bislang nicht klagen.

Popschutz

Überall hört man (und zwar im wörtliche Sinne) das ein Popschutz notwendig ist. Selbiger verhindert, dass beim Aussprechen von Plosivlauten (‘P’ und ‘T’) durch das schlagartige Ausatmen während dieses Buchstabens ein Popgeräusch mit aufgenommen wird. Ein Popschutz besteht im wesentlichen aus ein oder zwei Lagen Nylonstoff der auf einen (zumeist runden) Rahmen gespannt ist. Dieser kommt zwischen den Mund des Sprechers und das Mikrofon. Sowas kostet ~10 Euro, oder man baut es selbst. Meinen gabs im Set mit dem Mikrofon.

Mischpult

Wie oben bereits erwähnt braucht es für das von mir gewählte Mikrofon einen Mirkrofonvorverstärker – hier stand ich also vor der Wahl: Dediziertes Gerät dafür kaufen oder ein Mischpult? Da ich ein Mischpult ohnehin in Erwägung zog entschied ich mich für zweiteres und hab damit noch einige andere Möglichkeiten eingekauft. Sollte die Qualität des Vorverstärkers später irgendwann ein Problem werden kann ich ja immernoch einen dedizierten dazwischen hängen.

Ich hab also ein Behringer Xenyx 820 erworben (das liegt preislich bei etwa 70 Euro), es hat genügend Eingänge, leider nicht genügend Aux-Wege! Das ist allerdings ein anderes Thema und hätte sich lösen lassen wenn ich einfach mehr Geld in Richtung Online-Shop geworfen hätte. Wollte ich aber nicht.

Mein Mikrofonsignal kommt also im Mischpult an und wird von hier nicht nur an den Computer weitergegeben sondern auch direkt an meinen Kopfhörer, damit ich mich selbst hören kann. Weiterhin kommt das Skypesignal von Stefan und Martin aus meinem PC auf einem weiteren Kanal an und wird meinem Kopfhörer zugemischt, damit ich die beiden hören kann (der Kanal geht nicht in die Aufnahme, dazu später mehr). Dann hab ich noch die Möglichkeit Soundeffekte (Melodien, Audiokommentare oder einfach Quatsch) auf einen weiteren Kanal zu legen, der dann sowohl in meinen Kopfhörer als auch in die Aufnahme geht. Somit gibt mir ein Mischpult ziemlich viel Flexibilität mit der Audiomischung und natürlich hab ich hier auch schon einen ersten EQ mit dem ich den Klang schon ein bißchen beeinflussen kann.

Audiodevice

Als nächstes muss die Aufnahme in einer einigermaßen brauchbaren Qualität auf die Festplatte. Dazu braucht man eine Soundkarte oder, wenn es etwas besser werden soll, ein externes Audiodevice. Sowas gibts mit USB oder Firewire und von etwa 60 Euro bis hinauf zu mehreren hundert Euro. Ich wollte hier garnicht so wahnsinnig viel Geld ausgeben und bin direkt mit der günstigsten Kategorie eingestiegen. 59,90 € hab ich für meine Creative Soundblaster Live! 24-bit External bezahlt. Das ist eigentlich kein wirkliches “Audiointerface” in dem Sinne des Wortes wie es unter den Audiogeeks verwendet wird, sondern eher sowas wie eine externe Soundkarte – aber es funktioniert. Der Mikrofonvorverstärker in dem Ding ist ein Graus – es rauscht das man davonlaufen möchte, aber die Line-In gibt sehr brauchbare Ergebnisse von sich. Da meine Eingänge ja alle im Mischpult vorverstärkt werden kann ich es unbesorgt verwenden.

Konferenz

Wie bereits oben mehrfach erwähnt wird unser Podcast in aller Regel nicht an einem Ort, einem Studio oder ähnlichem aufgezeichnet, sondern jeder der Teilnehmer ist bei sich zu Hause. Wir schalten uns über Skype™ per Konferenzanruf zusammen und nehmen auf diese Art und Weise auf. Obwohl Skype im Normalfall eine gute bis sehr gute Tonqualität liefert, machen wir uns jedoch zusätzliche Mühe um nicht wie ein Telefoninterview zu klingen.

Der Double-Ender

Wir nehmen den Podcast als Double-Ender auf. So heisst diese Technik, auch wenn es bei uns eigentlich meist ein Triple-Ender und manchmal sogar ein Quadruple-Ender ist.

Warum?

Man könnte einfach bei einem von uns eine Software mitlaufen lassen die einfach die gesamte Skypekonferenz aufnimmt. Solche Software ist problemlos verfügbar und mit einem Mischpult wie dem oben erwähnten müsste es noch nichtmal Software sein, ich könnte einfach alles zusammen an einen Ausgang schicken und aufnehmen. Dann würde hinterher in der Aufnahme meine eigene Stimme glasklar rüberkommen (den sie geht ja nicht durch Skype durch) und die Stimmen von Stefan und Martin würden sich vielleicht gut anhören, vielleicht aber auch nur wie durchs Telefon – je nachdem wie Skype und das Internet an dem Tag gerade so drauf sind.

An jedem Ende

Also ein Double-Ender: Was ist das? Der Double-Ender ist eine sehr alte Technik die schon seit dutzenden Jahren in der Radio- und Fernsehtechnik verwendet wird um die Problematik von schlecht klingenden Leitungen (Telefon, Satellitenfunk oder eben – wie bei uns Skype) zu umgehen. Immer wenn die Aufnahmen nicht live gesendet werden kommt diese Technik in Frage. Sie macht mehr Arbeit, klingt aber hinterher viel besser.

Und so funktionierts:

Die Skypekonferenz dient einzig und allein dem Zweck das wir uns hören können und miteinander unsere Unterhaltung haben können. Gleichzeitig jedoch startet jeder von uns auf seinem eigenen Rechner eine Aufnahmesoftware und zeichnet den Ton seines eigenen Mikrofons auf. Damit entstehen bei Stefan, Martin und mir jeweils eine Datei mit genau einer Stimme. Eine Datei alleine ist also vollkommen zwecklos da hier jeweils nur ein Bruchteil der eigentlichen Unterhaltung (und damit unserer Sendung) drauf zu hören ist. Diese 3 Dateien werden später in der Nachbearbeitung kombiniert, aber dafür braucht es Software…

Um die Software geht es dann im zweiten Teil der Serie “Podcast Setup”. Trotzdem würde ich mich natürlich jetzt schon über Feedback zur Serie und Fragen zur Thematik freuen. Schreibt Kommentare!

Teil 1: Equipment und Konferenztechnik
Teil 2: Aufnahme und Nachbearbeitung
Teil 3: Vorbereitungen fürs Web und Veröffentlichung

Tags:

Kategorien:

Aktualisiert: